Über das europäische Stromnetz sind alle nationalen Versorgungssysteme miteinander verbunden. Das bedeutet mehr Stabilität im Betrieb, das Risiko für eine weitreichende Störung kann dennoch nicht ausgeschlossen werden. Vorarlberg könnte dann mit den Kraftwerken der illwerke vkw zum Selbstversorger werden.
Richtig reagiert
Am 8. Januar wären in Europa beinah die Lichter ausgegangen. Ein Zwischenfall in einem Umspannwerk in Kroatien setzte eine Kettenreaktion in Gang und trennte das Verbundsystem in zwei Teile: Südosteuropa kämpfte mit einem Überangebot an Strom. In Nordwesteuropa galt es gleichzeitig, einen Frequenzabfall zu managen. Umgehend wurden alle notwendigen Mechanismen in Bewegung gesetzt: Innerhalb einer Stunde gelang es den europäischen Netzbetreibern, das System wieder zu stabilisieren und zu synchronisieren – und damit einen folgenschweren Blackout zu vermeiden.
Balanceakt
Von Portugal bis zum Schwarzen Meer zieht sich ein engmaschiges Netz an Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Sein großer Vorteil ist eine höhere Stabilität. Schwankungen können im Verbund viel einfacher ausgeglichen werden. Denn im Stromnetz gilt die goldene Regel: Verbrauch und Erzeugung müssen im Gleichgewicht sein. Innerhalb eines engen Toleranzbereichs obliegt es den Netz- und Kraftwerksbetreibern Schwankungen auszugleichen. Bei größeren Abweichungen sind weitergehende Maßnahmen erforderlich, um eine Ausweitung der Störung rasch zu unterbinden. „Weicht die Frequenz zu stark ab, greifen in Sekundenbruchteilen die automatischen Maßnahmen des Systemschutzplans“, berichtet Hannes Buzanich, Leiter Netzführung und Assetmanagement bei vorarlberg netz.
Was ist ein Strom-Blackout
„Blackout“ (der englische Begriff für Stromausfall) bezeichnet einen großflächigen Strom- sowie Infrastruktur- und Versorgungsausfall. Der Grund kann beispielsweise ein Ausfall wichtiger Leitungen oder anderer Betriebsmittel sein. Ebenso kann ein unvorhergesehenes starkes Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch zu einem Blackout führen.
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Aktuelle Daten zur hohen Versorgungssicherheit in Vorarlberg
Nach Plan
Würde in Vorarlberg ein solcher Zwischenfall eintreten, sind alle Abläufe exakt definiert: Nachdem sich die Verantwortlichen in Abstimmung mit anderen Netzbetreibern ein Bild von der Situation gemacht haben, wird entschieden, wie sich das Netz schnellstmöglich wiederaufbauen lässt. „Hierbei besteht zum Beispiel die Möglichkeit, sogenannte Spannungsvorgaben aus benachbarten Ländern, die nicht betroffen sind, zu nutzen“, erklärt Buzanich. „Ist dies nicht möglich, werden gemeinsam mit der illwerke vkw die Wasserkraftwerke im Land hochgefahren.“
Selbstversorger
Das durchdachte Anlagenkonzept versetzt die illwerke vkw in die Lage, die Stromversorgung für Vorarlberg völlig autonom wiederherzustellen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die Pumpspeicherkraftwerke im Montafon. Sie sind „schwarzstartfähig“, können also unabhängig vom Stromnetz in Betrieb genommen werden. Dazu werden die Schleusen in den Speicherseen geöffnet, die Wassermassen starten die Maschinen. Die Anlage läuft zunächst im Inselbetrieb. Auf diese Weise werden die Kraftwerke zu Strominseln, die in der Folge miteinander verbunden werden. Schließlich werden die Umspannwerke in Betrieb genommen – bis die Energieversorgung flächendeckend gewährleistet ist.
Herausforderung Energiewende
Atommeiler werden abgeschaltet, Kohlekraftwerke stehen vor dem Aus. Mittelfristig wird der Stromsektor zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gespeist. Doch die klimafreundlichen Energiequellen stellen insbesondere Netzbetreiber vor Herausforderungen: Erzeugung und Verbrauch in Balance zu halten, wird immer schwieriger. Es braucht neue Speicherkapazitäten, ausreichende Kraftwerksressourcen und eine moderne, leistungsfähige Netzinfrastruktur, um flexibel und rasch darauf reagieren zu können.
Projekte von vorarlberg netz für das Gelingen der Energiewende
Bestens gerüstet
„Damit auch alles reibungslos funktioniert, führen wir mit unseren Mitarbeitenden und Partnern aus Österreich und Europa regelmäßige Trainings durch“, informiert Hannes Buzanich. Darüber hinaus tragen natürlich auch die Planung, Wartung und Instandhaltung der Netzinfrastruktur sowie laufende Erneuerungsmaßnahmen von Kraftwerken mit Regelungsfunktion zur Versorgungssicherheit bei.