Joe Egle
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Pfarrer Joe Egle: „Wir brauchen die Frauen in der Kirche“

04.11.2021

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Josef „Joe“ Egle ist mittlerweile 80 Jahre alt, Pfarrer im Ruhestand und betreut dennoch mit Gaschurn, Partenen und teilweise auch St. Gallenkirch als Seelsorger drei Pfarreien. In unserer neuen Moscht & Riebel-Episode verrät der gebürtige Koblacher, warum ihm die Sorge um die Seele viel zu kurz greift, warum man den Menschen auch mit einem guten Schnaps helfen kann und welche Reformen die Kirche dringend angehen muss, um die Menschen noch erreichen zu können.

Der Naturliebhaber, Skilehrer und Bergretter ist bekannt dafür, dass er offen seine Meinung sagt und eckte damit in der Vergangenheit auch das eine oder andere Mal an. Offen spricht er auch diesmal, tut seine Meinung kund und liefert uns eine weitere, spannende Podcast-Episode – viel Vergnügen!

Ein rüstiger 80er

Wolkenlos, dafür aber eisig kalt empfängt uns dieser Oktobertag, als wir uns mit unserem E-Auto auf den Weg nach Gaschurn machen. Am Ziel dieser Fahrt stehen wir vor einem alten Holzhaus, durchaus gut in Schuss und direkt neben der Pfarrkirche in diesem idyllischen Ort im inneren Montafon. Als wir klingeln öffnet uns ein rüstiger, 80-jähriger Mann. Wir sind verabredet und dennoch wirkt Joe Egle überrascht. Wie sich herausstellt, hat uns der Pfarrer erst in einer Woche erwartet. Dennoch bittet er uns spontan herein und ändert seine Pläne für dieses Interview kurzfristig.

Wir nehmen in der Pfarrstube Platz, an einem Holztisch inmitten eines holzgetäferten Raumes. Nach einem kurzen Wortwechsel starten wir die Aufnahme und beginnen das Gespräch. Ab diesem Zeitpunkt ist Joe Egle voll da und in seinem Element. Beneidenswert, wie der 80-Jährige mit Ruhe und Scharfsinn agiert, dabei scheint er topfit zu sein. Muss er auch, denn wie er uns erzählt, ist er am Vortag sein Lieblings-Bergtour gelaufen. „Nur der Rücken zwickt ein wenig“, berichtet der Seelsorger.

Die Kraft der Kräuter

Im weiteren Gespräch erklärt er uns, dass er den Begriff des Seelsorgers eigentlich überhaupt nicht mag, denn dieser greife viel zu kurz. Er will sich bei seinen Schäfchen nicht nur um die Seele kümmern und „wenn ich den Menschen mit einem Glas Schnaps etwas Gutes tun kann, dann ist das auch gut“, schmunzelt er. Dabei ist dieses „Gute tun“ durchaus auch medizinisch gemeint, denn der Geistliche hat sich Zeit seines Lebens für die Kraft der Pflanzen und Kräuter interessiert und sogar ein Buch darüber geschrieben. „Früher gab es Arzneimittel für alles, da hat man das genommen, was in der Natur vorhanden ist“, sagt Egle.

"Ich bin kein Mediziner"

Da ist beispielsweise die Moschusschafgarbe, die, frisch in Schnaps konserviert und haltbar gemacht, ihre Wirkung für Magen, Darm und Nerven entfaltet. Wenn Joe Egle seine Medizin verteilt oder verkauft, ergänzt er stets, dass er kein Mediziner ist, schwört aber auf die helfende Wirkung seiner Kräuter. Dementsprechend trocken fällt auch seine Dosierungsempfehlung aus: „Nur net alls uf zmol!“ Das wäre auch fatal, denn Joe Egle setzt fünfzig verschiedene Sorten an, die aus seinem berühmten Zirbenschrank im Vorzimmer des Pfarrhauses heraus, den Weg in unzählige Haushalte – dank des Tourismus durchaus auch fern der Heimat – finden. Joe Egle hat seine Fans schon fast überall auf der Welt.

Auf „Du und Du“ mit der Schulmedizin

Dazu gehören vielleicht auch die Biontech-Chefs, das Ehepaar Özlem Türeci und Ugur Sahin, die der Pfarrer bei einer Hochzeit kennengelernt hat. Wenn es um das Thema Corona geht, hat Joe Egle ebenfalls eine klare Meinung: „Die persönliche Freiheit hört dort auf, wo ich andere gefährden kann.“ Der 80-jährige spricht offen darüber, dass er geimpft ist und auch hie und da versucht, sein Umfeld zu überzeugen, dass hier etwas Gutes entstanden ist. Egle ist überzeugt davon, dass es beides braucht: die Kraft der Natur und Gottes Früchte sowie die Schulmedizin, die sich ja ohnehin oftmals auf diese natürlichen Kräfte besinnt. Inspirierend, spannend und witzig zugleich ist das Gespräch mit dem Pfarrer, der von Beginn an neue Wege im Dienst für den Herrn gegangen ist.