Vorstand illwerke vkw
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Sicher - leistbar - erneuerbar

20.10.2025

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Seit 1. Juli 2025 besteht das Vorstandsteam der illwerke vkw aus drei Mitgliedern. Im Interview erzählen Vorstandsvorsitzender Christof Germann, Gerd Wegeler und das neue Vorstandsmitglied Quido Salzmann über Schwerpunkte des Energiedienstleisters und anstehende Herausforderungen in der Energiewirtschaft.

Erstmals bilden drei Mitglieder den Vorstand der illwerke vkw. Was waren die Gründe für diese Entscheidung?

Christof Germann: Wer sich unsere Strategie 2040 ansieht und das riesige Investitionsprogramm von neun Milliarden Euro, welches bis dahin umgesetzt werden soll, der erkennt auch die Herausforderungen, die damit verbunden sind. Unsere Wachstumsstrategie macht es notwendig, dass große Projekte gleichzeitig umgesetzt werden. Das erfordert enorme Anstrengungen. Wir haben deshalb unserem Eigentümer, dem Land Vorarlberg, und dem Aufsichtsrat vorgeschlagen, den Vorstand zu erweitern und die Verantwortlichkeiten neu aufzuteilen. So ist das Unternehmen bestmöglich für die anstehenden Aufgaben vorbereitet.

Sie verantworten seit 1. Juli die Geschäftsfelder Versorgung und Dienstleistung, Energienetze, Telekommunikation sowie die Service-Funktion IT / Prozessmanagement und das Thema Künstliche Intelligenz. Wo sehen Sie dabei die wichtigsten Herausforderungen?

Quido Salzmann: Wir befinden uns aktuell im vielleicht umfassendsten Wandel, den unser Energiesystem je gesehen hat. Dafür sind nicht nur Investitionen in ein leistungsfähiges und intelligentes Netz notwendig. Die Digitalisierung wird uns ermöglichen, durch neue Produkte und Dienstleistungen noch individueller auf die Bedürfnisse unserer Kund:innen einzugehen. Für all das benötigen wir schnelle Datenverbindungen, flexible IT-Lösungen und den gezielten Einsatz künstlicher Intelligenz.

Auch die Erzeugung aus erneuerbaren Energieträgern erfährt gerade immense Veränderungen.

Gerd Wegeler: Bei der Photovoltaik haben wir bereits jetzt eine Leistung installiert, die an sonnigen Wochenenden die Höchstlast in Vorarlberg vollständig abdecken kann. Gleichzeitig wollen wir Wasserkraft, PV und Windkraft weiter ausbauen, um die Ziele der Energieautonomie Vorarlbergs zu erreichen. Die Energieversorgung in Vorarlberg wird somit auch sicherer, unabhängiger und klimaschonender. Damit verknüpft steigt aber auch die Bedeutung von Speichertechnologien auf allen Ebenen. Für Haushalte und Unternehmen wird es sinnvoll sein, PV-Anlagen künftig mit Batterien zu kombinieren. Aber auch Batteriespeicher mit großer Kapazität werden in Zukunft immer wichtiger, um große Mengen an Energie schnell ein- oder auszuspeichern. Gerade im Verbund mit unseren Pumpspeicherkraftwerken, die ebenfalls sehr rasch und flexibel auf Schwankungen im Netz reagieren können, sich aber zusätzlich als saisonale Speicher eignen, ergeben sich interessante Synergien. Für die Stabilität des europäischen Verbundnetzes werden Pumpspeicher wie das geplante Lünerseewerk II deshalb weiterhin eine entscheidende Rolle spielen.

Das Lünerseewerk II prägt als Leuchtturmprojekt das Unternehmen sehr stark.

Gerd Wegeler: Ja, in jeder Hinsicht. Sowohl das Investitionsvolumen als auch der zeitliche Horizont sind beeindruckend. Wir konnten im Sommer das freiwillige Vorverfahren für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erfolgreich abschließen. Die Unterlagen für das eigentliche UVP-Verfahren wollen wir Mitte nächsten Jahres bei der Behörde einreichen. Mit der Generalerneuerung der 220-kV-Leitung von Bürs nach Hohenweiler steht noch ein zweites sehr großes Infrastrukturprojekt in den Startlöchern. Aktuell wird auch hier das Behördenverfahren vorbereitet.

Für viele Diskussionen sorgt das Thema Windkraft in Vorarlberg.

Gerd Wegeler: Es gibt das klare Bekenntnis des Landes, das Potenzial der Windenergie in Vorarlberg zu prüfen, weil damit ein Beitrag zur Energieautonomie Vorarlbergs geleistet werden kann. Die Windkraftplanungen in Vorarlberg stehen jedoch erst am Anfang. Die definierten Potenzialgebiete müssen klar definierte Kriterien erfüllen. Zudem ist es uns wichtig, Projekte nur in Abstimmung mit Kommunen und Grundeigentümern zu entwickeln.

Die illwerke vkw engagiert sich immer stärker beim Thema Nahwärme.

Quido Salzmann: Raumwärme aus erneuerbaren Energiequellen wie Biomasse, aber auch Abwärme aus Industrieanlagen zu gewinnen, ist ein wesentlicher Schlüssel für die Energiezukunft. Mit der Nahwärme Weidach nehmen wir rechtzeitig zur Heizsaison ein großes regionales Nahwärmenetz in Betrieb, welches Teile der Marktgemeinde Wolfurt und der Landeshauptstadt Bregenz versorgt. Auch in Dornbirn sowie im Raum Bludenz-Bürs setzen wir Aktivitäten. Ziel ist der Aufbau einer erneuerbaren Wärmeschiene im Rheintal und im Walgau.

Mit dem Breitbandausbau ist die illwerke vkw auch in einem neuen Themenfeld aktiv.

Quido Salzmann: Der Bereich Telekommunikation ist nicht wirklich neu für uns. Wir bieten schon seit vielen Jahren Dienstleistungen für Gemeinden an und haben unsere eigenen Anlagen mit schnellen Datenleitungen verbunden. Mit der Entscheidung, uns noch stärker für den Ausbau eines Glasfasernetzes besonders in den Tälern wie dem Bregenzerwald, dem Großen Walsertal oder im Montafon einzusetzen, verfolgen wir klare strategische Ziele. Schnelle Datenverbindungen sind die wesentliche Grundlage für eine digitale Zukunft und damit auch für neue Dienstleistungen im Energiebereich.

Für all diese Vorhaben braucht es gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Christof Germann: Die Herausforderung, Fachkräfte zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden, gelingt uns aktuell trotz der schwierigen demographischen Rahmenbedingungen sehr gut. Wir können mit Aufgaben punkten, die sinnerfüllend und für die Zukunft des Landes relevant sind. Wir bieten zudem ein attraktives Arbeitsumfeld und Möglichkeiten für ganz unterschiedliche Talente – vom Jugendlichen bis zur Expert:in mit Hochschulabschluss. Wer mit uns gemeinsam die Energiezukunft gestalten will, hat beste Chancen, sich auch persönlich weiterzuentwickeln. Wir investieren deshalb stark in unsere Lehrlingsausbildung an den Standorten Bregenz und Montafon sowie in gezielte Weiterbildungsangebote.

Stichwort Investitionen – neun Milliarden Euro ist eine schwer fassbare Summe.

Christof Germann: Ja. Deshalb reden wir auch lieber über den konkreten Nutzen für die Menschen in Vorarlberg und in unserem Versorgungsgebiet im deutschen Westallgäu. Unser Anspruch ist es, dauerhaft einen der günstigsten Energiepreise zu bieten. Für unsere Kund:innen entwickeln wir innovative Angebote und Dienstleistungen, die ihr Leben bequemer und einfacher machen. Wärme und Mobilität aus erneuerbaren, regionalen Quellen tragen zu größerer Unabhängigkeit bei und ermöglichen auch kommenden Generationen eine hohe Lebensqualität in einer intakten Umwelt. Unsere Vorhaben schaffen und sichern Arbeitsplätze in der Region. Und mit unseren Wasserkraftwerken leisten wir einen entscheidenden Beitrag, um die Stromnetze auch über unsere Region hinaus stabil betreiben zu können. Schlussendlich haben unsere Aktivitäten nur ein Ziel: auch in Zukunft eine sichere, leistbare und auf vollständig erneuerbaren Quellen basierende Energieversorgung gewährleisten zu können.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die gemeinsame Arbeit.