Fast 20 Jahre steht der sympathische Vollblutmusiker und Frühstückspensionsbetreiber an der Spitze des ältesten Blasmusikverbands Österreichs. In dieser Funktion vertritt er über 6.000 Musiker:innen aller Altersstufen und sorgt für einen regionalen und überregionalen Austausch. Müde ist er noch lange nicht und dementsprechend aktiv arbeitet er schon am kommenden ganz großen Highlight: den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Vorarlberger Blasmusikverbandes 2024. Danach möchte er sich „dem Alter entsprechend“ so langsam von seinen Führungstätigkeiten zurückziehen.
Kein Mitgliederschwund durch Corona
Als Frühstückspensionsbetreiber, Obmann des MV Lochau, Obmann bei den „Freunden der Militärmusik“ und Obmann des Blasmusikverbandes ist Wolfram Baldaufs Terminkalender trotz Pension prall gefüllt. Derzeit beschäftigt ihn vor allem die Frage, wie man nach einer Pandemie wieder Schwung ins Vereinsleben bringen kann. Befürchtungen, nach Corona könnte ein Mitgliederschwund eine Lücke reißen, hat er dabei nicht. „Im Gegenteil, es herrscht Aufbruchstimmung, der Zulauf gerade bei den Jungen ist sehr gut und jetzt werden wir zusehen, dass wir die Qualität der Blasmusik wieder aufbauen“, so der Leiblachtaler.
Nicht viele Impfverweigerer
Ein Dorn im Auge sind dem Hornisten dabei Impfverweigerer und Corona-Leugner: „Ich kann das gar nicht verstehen und ich rate jedem, mit dem ich in eine Diskussion trete, mit einem Arzt zu sprechen oder auf die Intensivstationen zu schauen. Die Zahlen sind eindeutig. Auch wenn es ihm leidtut, muss auch er in Kauf nehmen, hier einige Mitglieder auf der Strecke zu verlieren. „Aber Gott sei Dank sind das wirklich nicht viele, soweit ich Kenntnis darüber habe“, berichtet er von seinen Obmann-Agenden. „Mein persönlicher Wunsch wäre, dass hier klare Vorgaben von Seiten der Politik kommen.“
Kampf um die Militärmusik
Dass der Lochauer für „seine Blasmusik“ durchaus kämpfen kann, hat er bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Pläne, die Militärmusik abzuschaffen, kommen so zirka im 10-Jahres-Rhythmus“, bedauert er die Anstalten einiger Minister, das Heeresbudget am aus seiner Sicht falschen Ende sanieren zu wollen. „Die Militärmusik hat im Vergleich einen winzigen Etat und gleichzeitig einen riesigen Ausbildungs- und Marketingwert – ganz zu schweigen vom wertvollen Kulturgut, das verloren gehen würde – das müssen wir immer wieder einmal klarstellen.“ Zuletzt tat er dies in führender Funktion 2015 mit einem aufsehenerregenden „Sympathieaufmarsch“ von über 1.000 Musikant:innen am Ballhausplatz in Wien – mit Erfolg: alle neun Militärmusiken der Bundesländer blieben in würdiger Größe erhalten.
Perfekter Gastgeber
Wolfram Baldauf ist der geborene Gastgeber: in seiner gemütlichen Gaststube im Gästehaus Bernhard in Lochau am Bodensee serviert er frischen Kaffee und selbstgebackenen Kuchen, als wir uns zum Moscht & Riebel-Interview treffen. „Eine wichtige Voraussetzung ist, dass man Menschen mag“, antwortet der 68-Jährige auf die Frage, was denn ein guter Gastgeber mitbringen sollte. Wenn es einer weiß, dann er, denn das Haus Bernhard hat in seiner Familie eine lange Tradition. Auch sein eigenes gesamtes Berufsleben hat er als Berufsschullehrer und stellvertretender Direktor an der Schule für Hotel- und Gastgewerbe der Gastlichkeit gewidmet und dabei viele leuchtende Sterne am Vorarlberger Gastrohimmel bei ihren ersten Schritten in diesem Gewerbe begleitet.
Viel Vergnügen mit dieser Episode von „Moscht & Riebel“!