Hans-Peter Ludescher
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Hans-Peter Ludescher: „Die Polizei ist eine Menschenrechts-Schutz-Organisation“

02.06.2022

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Wir leben nachweislich in den sichersten Zeiten seit Menschengedenken und dennoch fühlen sich die Menschen so unsicher wie lange nicht.

Wir leben nachweislich in den sichersten Zeiten seit Menschengedenken und dennoch fühlen sich die Menschen so unsicher wie lange nicht. Die Gründe dafür liegen laut Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher klar auf der Hand: Terroranschläge wie jener in unmittelbarer Nähe in Wien, starke Flüchtlingsbewegungen, eine weltweite Pandemie, der Krieg in der Ukraine und dazu die Klimakrise sind Themen, die nicht ohne Grund Sorge bereiten. „Wir müssen uns auf diese Herausforderungen vorbereiten und nicht erst im Nachhinein jammern, weil wir zu spät sind und nicht dran gedacht haben“, findet Ludescher deutliche Worte. Doch wie kann die Polizeiarbeit dazu beitragen, die Stimmung in der Bevölkerung hoch zu halten?

Neuer Zugang zum Berufsbild

„Die Polizei ist eine Menschenrechts-Schutz-Organisation“, berichtet Ludescher über eine Art internen Leitfaden und einen ganz neuen Zugang, über den die Polizist:innen von Beginn an ihr Selbstverständnis verändern sollen. Ein neues Bild zu einem Berufsstand, der bisher in der Öffentlichkeit mehr als „Verlängerter Arm des Gesetzes“ galt. Im Vorarlberger Polizeidirektor selbst schlummert dieses Bild allerdings schon lange, denn in über 40 Jahren Polizeiarbeit hat er schnell gelernt, was wirklich zählt.

Pandemie als Herausforderung

„Die Polizeiarbeit hat sich in den letzten zwei Jahren sehr verändert, weil wir mit Aufgaben bedacht wurden, mit denen wir bis dahin nur am Rande zu tun hatten“ so der 60-Jährige. Gemeint ist die Aufgabe als verlängerter Arm der Gesundheitsbehörde mit all ihren sehr kurzfristigen, schnell wechselnden und zum Teil unpopulären Maßnahmen wie Ausreise-, Grenz- oder Maskenkontrollen im Rahmen der Pandemie. Da war und ist es ein besonderer Spagat, dass man als Polizei nicht zu den Verlierern gehört und den Kontakt zur Bevölkerung völlig verliert. Das Fazit vom Landespolizeidirektor ist dennoch positiv, denn bei all den Herausforderungen habe man gezeigt, dass man diese durchaus bewältigen kann.

Im Herbst Prioritäten setzen

Flexibilität lautet das Zauberwort, das auch mit Ausblick auf den kommenden Herbst Trumpf sein wird. „Wir haben gezeigt, dass wir mit Druck umgehen können“, so Ludescher. „Aber uns ist auch klar, dass wir davon profitiert haben, dass die Anzahl der Delikte aufgrund der Bewegungseinschränkungen klar gesunken ist. Wenn das auf dem gleichen Niveau geblieben wäre, wären wir rasch an unsere Grenzen gekommen.“ Daher sei es auch im Herbst wieder wichtig, die richtigen Prioritäten zu setzen und mit Schwerpunktaktionen Präsenz zu zeigen – um das individuelle Gefühl der Sicherheit zu steigern.
 

Tolle Karriere

Persönlich hat der dreifache Familienvater aus Weiler eine steile Karriere hingelegt. Nach seiner Ausbildung in Vorarlberg ließ sich der junge Polizeibeamter 1981 nach Salzburg versetzen, um nebenbei ein Rechtsstudium zu absolvieren. „Da bekam ich – aus heutiger Sicht nachvollziehbar – recht schnell und deutlich aufgezeigt, dass man nicht unbedingt auf mich gewartet hat“, berichtet er mit einem Schmunzeln. Nach den Jahren in Salzburg folgte ein Zwischenspiel in Wien, um dann 1990 zur Sicherheitsdirektion nach Vorarlberg zurückzukehren. 2009 folgte die Ernennung zum Sicherheitsdirektor und schließlich 2012 zum Landespolizeidirektor mit seinem umfassenden Tätigkeitsfeld. Diese Position wird er nun zumindest bis 2023 innehaben – bevor es in den wohlverdienten Ruhestand gehen könnte. Wann dieser Zeitpunkt genau ist, weiß Ludescher selbst noch nicht so genau – gibt es doch sehr viele Faktoren, die in diese Entscheidung hineinspielen.

Herausforderungen meistern

Hans-Peter Ludescher ist Optimist. „Herausforderungen gehören gemeistert und machen nur stärker und ich bin mir sicher, dass die junge Generation diese Zeiten genauso meistern werden, wie wir damals.“ Was ist denn die größte Bedrohung, vor der Landespolizeidirektor auch seine Freunde und Familie warnt? Das verrät der Polizeichef in der neuen Ausgabe von Moscht & Riebel. Viel Spaß beim Reinhören!