Heizwerk Latschau
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Ein innovatives Nahwärme-Versorgungssystem für Latschau

25.05.2022

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Ein spannendes Gesamtkonzept liefert Wärme und Kälte für ein neues Hotel und viele weitere Abnehmer in Latschau in der Gemeinde Tschagguns. Dabei entstehen völlig neue Wege in der Zusammenarbeit und Wertschöpfung.

Neben den touristischen Impulsen durch das neue Familienhotel, forciert die illwerke vkw im Montafon eine nachhaltige, effiziente und innovative Energieversorgung des derzeit im Bau befindlichen Hotels, des angrenzenden Mitarbeiter:innenhauses sowie der umliegenden Streusiedlung, darunter auch die Volksschule von Latschau.

Zwei wesentliche Systemkomponenten werden in Zukunft für zuverlässige Wärme in Latschau sorgen: eine Großwärmepumpe, die sich die Abwärme des angrenzenden Lünerseewerks zu Nutze macht und eine Biomasseanlage, die mit ihren natürlichen Rohstoffen vor allem in der kalten Jahreszeit eingesetzt wird.

Abwärme aus dem Lünerseewerk

Bisher wird die Abwärme aus dem Lünerseewerk, das bereits seit den 1950er Jahren zuverlässig Spitzenenergie für den deutschen Strommarkt erzeugt, nur zu einem geringen Prozentsatz für den Eigenbedarf – zur Beheizung des Kraftwerks in den Wintermonaten – genutzt. Nun sieht das Konzept vor, dass eine leistungsfähige Wärmepumpe mit 300 Kilowatt in Verbindung mit einem 40.000 Liter Niedertemperatur-Pufferspeicher und einem 60.000 Liter Netzpufferspeicher einen logistisch und wirtschaftlich sinnvollen Betrieb ermöglichen wird. „Eine innovative Steuerung verbindet die Systemkopplung von Abwärmequelle, Speicher, Großwärmepumpe und Laststeuerung des Nahwärmenetzes. Somit ist es möglich, dass sich das Netz dynamisch an das Verbrauchsverhalten, Zeiten oder Ereignisse anpasst. Die clevere Abwärmenutzung ist im Gesamtkonzept vor allem für die Übergangszeit vorgesehen, da die Wärme in den Wintermonaten primär zu Beheizung des Kraftwerks zum Einsatz kommt“, erklärt Helmut Mennel, technischer Vorstand bei der illwerke vkw. 

Bau Heizwerk Latschau

Biomasse öffnet Wertschöpfungskreislauf

„Mit der gezielten Bewirtschaftung von Flurstücken und eigenen Wäldern sorgen wir selbst für einen nachwachsenden Rohstoff und damit die perfekte Ergänzung zur Wärmeversorgung mittels Großwärmepumpe. Rund 1.000 Kilowatt Leistung der Vorschubrostfeuerung stehen im Wesentlichen im Winter und teilweise im Übergang zur Verfügung“, so Projektleiter Michael Heubuch. Durch eine mehrstufige Verbrennung werden Emissionen bestmöglich reduziert und der Wirkungsgrad gesteigert. Eine Kondensationsanlage, welche vor dem Kamin angeordnet ist, trägt ebenfalls zur Optimierung des Wirkungsgrades bei.

Ein Schwerkraftabscheider (Multizyklon) und ein Elektrofilter reinigen das Abgas zudem noch. Grundsätzlich ist die Anlage so dimensioniert, dass der aus dem Abnehmernetz anfallende Wärmebedarf komplett abgedeckt werden kann. Spitzen- und geringe Lastabnahmen werden durch einen geplanten Netzpufferspeicher mit 60 m³ abgefangen. Dieser Effekt wird durch die vorausschauende Netzregelung verstärkt, die einen emissionsarmen Anlageneinsatz mit optimierten Wirkungsgrad gewährleistet.

Die Wärmeverteilung der Wärmeerzeuger erfolgt über ein erdverlegtes Nahwärmenetz. Die Versorgung des Netzes findet aus dem Netzpufferspeicher statt. Die zentralen Abnehmer im Netz sind das zur Wintersaison eröffnende Hotel Falkensteiner und das Mitarbeiterhaus Latschau.

Eiskaltes Wasser für angenehme Kühle

Über einen Kühlwasserkanal werden derzeit einzelne Betriebsvorgänge im Lünerseewerk gekühlt. Diese Infrastruktur macht man sich in Zukunft auch zur Kühlung des Hotels zunutze. Mithilfe einer modernen Schwerkraftfiltration wird das eiskalte Wasser aus dem Lünerseewerk aufbereitet und steht künftig für das System zur Verfügung. Die Kühlfunktion funktioniert das ganze Jahr, erfährt aber ihre Hauptnutzung in den warmen Sommermonaten, um den Gästen ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.

Ganzheitliches ökologisches Konzept mit Highlights

Neben moderner Energietechnik wird es im Heizwerk Latschau auch an ökologischen Highlights nicht fehlen. Um das Heizwerk herum werden die Außenflächen naturnah mit heimischen Gehölzen, Blühflächen und Biodiversitätselementen gestaltet. Dafür wird die Versiegelung auf ein absolutes Minimum reduziert und auf wasserdurchlässige und begrünbare Befestigungen, bei denen auch der ursprüngliche Originalboden wieder Verwendung findet, zurückgegriffen.

Auf dem Dach des Heizwerkes werden verschiedene Begrünungsvarianten, von lokalen Oberboden bis mineralischen Substraten mit verschiedenen Saatgutvarianten, erprobt. Ziel ist es eine optimale und pflegearme Kombination für die Stromerzeugung durch eine PV-Anlage und eine Dachbegrünung zu entwickeln. Die Dachbegrünung mit zusätzlichen Totholzelementen soll vor allem wärme- und trockenheitsliebenden Insekten Nahrung und Nistplätze bieten.

Die Anlagentechnik wird in ein architektonisch hochwertiges Gebäude integriert. Alle Komponenten und Bauteile sind auf dem neusten Stand der Technik und werden von Fachunternehmen, nach Möglichkeit aus der Region, montiert und errichtet. Durch die Errichtung der Nahwärmeversorgung werden 17 Ölheizungen substituiert und ca. 1.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Ein kleiner und wichtiger Schritt in Richtung Energieautonomie. Der geplante Baustart ist erfolgt. Die Investitionskosten belaufen sich auf rund 4 Millionen Euro.