Die illwerke vkw hat einen innovativen Schwimmbagger entwickelt, um Sedimente in Stauseen schonend abzutragen. Damit nimmt der Energiedienstleister eine Vorreiterrolle ein – und das über die Grenzen hinaus.
PIONIERLEISTUNG
Es ist ein natürlicher Prozess, dass sich mit der Zeit in einem Stausee Sedimente wie Gestein, Holz, Kies oder Sand ansammeln. Jeder Fluss und auch jedes stehende Gewässer, das natürliche Zuflüsse hat, erfährt Sedimentation. Große Speicherbecken unterbrechen in gewisser Weise den natürlichen Wasserlauf und somit den Weitertransport der Sedimente. „Um den Prozess des Sedimentflusses so naturnah wie möglich nachzubilden, haben wir einen eigenen Schwimmbagger entwickelt und gebaut. Das ist wirklich eine Pionierleistung, denn es gibt bisher auf dem Markt keine Anlage dieser Art“, erklärt Stefan Pfeifer, Leiter Sedimentmanagement. Grundsätzlich gibt es genaue Vorgaben seitens der Behörden, wie oft ein Speicherbecken inspiziert werden muss. Große Stauseen sind in der Regel im 10-Jahres-Rhythmus zu prüfen und müssen dafür abgesenkt werden. „Damit es bei Entleerungen nicht zu unkontrollierten Verfrachtungen kommt, ist es wichtig, die Sedimentation proaktiv anzugehen. Der Schwimmbagger leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Betriebsfähigkeit des Kraftwerks Langenegg und zur langfristigen Sicherung der Energieversorgung“, weiß Stefan Pfeifer.
AUSGETÜFTELTES SYSTEM
Der eigens entwickelte Schwimmbagger wurde beim Speicherbecken Bolgenach installiert. Wie der Name schon erahnen lässt, schwimmt der Bagger auf dem Stausee. Dieser ist mit einer riesigen Schaufel, einem Zweischaufelgreifer, ausgestattet, welcher vom Stauseegrund die Sedimente nach oben befördert – das sind pro Zyklus bis zu 29 Tonnen. Auf einem Bildschirm ist für den Baggerfahrer ersichtlich, wo genau das Material liegt und wie viel sich angesammelt hat. In einem nächsten Schritt werden die Sedimente auf der schwimmenden Plattform mittels Siebtechnik sortiert: „Alles, was größer als Sand und Kies ist, wird über die Materialseilbahn zurück ins Bachbett unterhalb des Staudamms geführt. Das feine Material wird der Triebwasserführung des Kraftwerks beigegeben und gelangt mit viel Verdünnung schließlich in die Bregenzerach“, schildert Stefan Pfeifer. Der Bagger schwimmt das ganze Jahr über im Stausee und ist mit Beginn der Schneeschmelze für zwölf Wochen durchgängig in Betrieb. Bei starken Niederschlägen kommt die Anlage auch außerhalb dieses Zeitraums zum Einsatz, wobei dabei gewisse Voraussetzungen, wie große Wasserabflüsse in der Bregenzerach, gegeben sein müssen. Zwischen Ende September und März steht die Anlage still.
STARKES TEAM
Ein kühler Kopf war beim Transport der Anlagenteile von Linz in den Bregenzerwald gefragt. „So musste der Pfändertunnel zeitweise gesperrt werden. Der Lkw inklusive Schwimmplattform, auch Ponton genannt, hatte eine Länge von 40,5 Metern. Ein Ponton wiegt 60 Tonnen. Wir haben jeden Zentimeter des Pfändertunnels ausgenutzt“, erinnert sich Stefan Pfeifer. Beim Speicher Bolgenach wartete die nächste Herausforderung: „Dort gab es keine Möglichkeit, die großen Teile zwischenzulagern. Somit wurden alle Komponenten schwimmend auf dem Stausee montiert“, berichtet Stefan Pfeifer und resümiert: „Wir verfügen über das notwendige Knowhow im Sedimentmanagement und wissen, wie der Kraftwerksbetrieb funktioniert. Die Entwicklung und Installation des Schwimmbaggers war eine starke Teamleistung, auf die wir stolz sein können.“