Höchste Prominenz bei Moscht & Riebel! Mit dem Schweizer Bildhauer, Zeichner, Aktions- und Konzeptkünstler sowie Filmemacher Roman Signer bittet Christof Burtscher diesmal niemand Geringeren zum Gespräch, als einen der bedeutendsten europäischen Künstler der Gegenwart.
Und was Roman Signer zu erzählen hat, ist Inspirationsfutter für Kunst-Liebhaber und „Banausen“ zugleich. Oder gibt es „Kunstbanausen“ vielleicht gar nicht? „Kindern muss man mein Werk nicht erklären, die verstehen das schon“, so der Bildhauer.
Ein Großer der Gegenwart
„Ich bin kein intellektueller Künstler“, berichtet der mittlerweile 83-Jährige von seinem Werk, „es sind die Neugierde und das Interesse an Veränderungen, das mich treibt.“ Schon als kleiner Bub spielte der Appenzeller Tag und Nacht an der Sitter, dem Fluss in seiner unmittelbaren Nachbarschaft und entdeckte seine Leidenschaft für die Elemente. „Wahrscheinlich war ich durch meine Experimente am Fluss bereits als Kind ein Künstler, habe aber erst im Laufe der Zeit gelernt, diese Kunst auch zu benennen.“ Spätestens seit seiner Abschlussaktion zur Documenta 8 in Kassel („Papierwand“) oder der Biennale in Venedig 1999 gehört Signer zu den ganz großen Bildhauern unserer Zeit, wobei sein Skulpturbegriff sich stark von anderen unterscheidet.
Im Gespräch mit Moscht & Riebel erzählt Signer ganz offen davon, wie wichtig die Rezeption durch das Publikum für den Künstler ist und wie er mit Kritik umgeht. Auch Armut spielte in seinem Leben eine große Rolle, denn von der Kunst leben konnte der Schweizer mit seiner Frau Aleksandra erst sehr spät.
Spektakulärer Wasserbogen auf der Bielerhöhe
„Die Natur ist mein Atelier“, sagt Signer und unterstreicht dies auch deutlich in seinem jüngsten Werk, einem spektakulären Wasserbogen auf der Silvretta-Bielerhöhe auf rund 2.000 m Seehöhe. „Diese Idee hat mich quasi wie ein Blitz getroffen, nachdem ich schon lange etwas mit dem Druck des Wassers unterhalb der Staumauer machen wollte“, erzählt Signer von der Evolution einer Installation, die ab sofort tausende Wanderer:innen auf dem Weg um den Silvrettasee erfreuen wird. Bei einer Besichtigung vor Ort sah Signer die Kraft des Bielbaches, der in den Silvrettasee mündet und schon war die Idee, das Wasser im hohen Bogen über den Wanderweg hinweg in den See zu leiten, geboren.
Empfindlichen Geistern empfiehlt der Künstler schmunzelnd, sich beim Gang durch den Bogen vielleicht etwas gegen die Nässe zu schützen, betont aber auch gleichzeitig, dass man sich bei einer Bergtour ja ohnehin entsprechend ausrüste. „Ein Kunstwerk ist für mich dann vollendet, wenn ich nichts mehr daran ändern möchte“, so Roman Signer. Das ist auf der Silvretta gleich beim ersten Anlauf gelungen – auch dank der Hilfe der Ingenieur:innen der illwerke vkw.
Fotos: illwerke vkw / Miro Kuzmanovic