Das gute Herbstwetter nützen, um ins Gebirge zu gehen? Mitarbeiter:innen der Betriebsstelle Bludenz, des Teams HS-Leitungstechnik und Service (HLT) und mehrerer Partnerfirmen haben genau das getan. Nicht aber, um zu wandern oder das Panorama zu genießen, sondern um ein außergewöhnliches Projekt umzusetzen.
Gemeinsam haben sie von Mai bis Oktober dieses Jahres einen Kabelkollektor vom Umspannwerk Rauz bis zum Flexenpass errichtet. Der rund 3.000 Meter lange Kollektor ist nötig, um den steigenden Leistungsbedarf im Arlberggebiet decken und so die Versorgungssicherheit langfristig sicherstellen zu können.
Alles andere als alltäglich waren dabei die topographischen Bedingungen für die Bauarbeiten. Die Trasse des Kabelkollektors führt durch hochalpines Gelände (ca. 1630 – 1855 Meter Seehöhe), die maximale Neigung beträgt rund 82 Prozent. „Es ist beeindruckend, wenn man ein Projekt an einem Hang voranschreiten sieht, an dem man sich schon auf allen Vieren fortbewegen muss“, beschreibt Betriebsstellenleiter Markus Muther die Arbeiten. Ein Großteil des Bauabschnitts konnte nur mit Schreitbaggern bewältigt werden. Im Einsatz waren zeitweise bis zu vier der Maschinen, die aufgrund des steilen Geländes zum Teil mit Stahlseilen gesichert werden mussten.
Eine große Herausforderung stellte auch die Logistik dar. Zum überwiegenden Teil mussten die Materialien, wie etwa Kabelschutzrohre, Beton oder Hangsicherungsmaterial, sowie das benötigte Equipment mit kleineren und größeren Helikoptern an- und abtransportiert werden. Auch die Betonierarbeiten selbst wurden mit dem Helikopter durchgeführt.
Zahlen, Daten, Fakten
Bauzeitraum: Mai bis Oktober 2023
Länge Kollektor: 2.919 Meter
Höhenlage: ca. 1630 – 1855 Meter über Adria
Max. Neigung: ca. 82 Prozent
Länge Energiekabel (30 kV): 17.514 Meter
Gewicht Energiekabel (30 kV): 59.150 Kilogramm
Flugminuten Helikopter: 9.300 (= 155 Stunden) für Beton und Transporte
Zwei neue Systeme eingezogen
Die hohe Zuverlässigkeit von Kabelkollektoren und die neue Trassenführung sollen die Versorgungsverlässlichkeit erhöhen. In den Kollektor wurden zwei neue 30-Kilovolt-Systeme eingezogen. Während ein Kabelzug üblicherweise etwa 500 Meter lang ist, waren es hier bis zu 1.000 Meter – eine weitere Herausforderung, gerade auch angesichts der Höhenunterschiede und Kurven, die zu bewältigen waren. Eines der 30-Kilovolt-Systeme geht aufgrund großer Leistungszuwächse im Arlberggebiet – etwa durch Tourismusbetriebe, Lift- und Beschneiungsanlagen oder die steigende E-Mobilität – sofort in Betrieb. Das zweite System wird sukzessive ausgebaut, um für künftige Leistungszuwächse im Gebiet Lech Zürs gerüstet zu sein. Im Endausbau soll schließlich auch ein 110-KIlovolt-Erdkabelleitungssystem in den Kollektor eingebracht werden.
Für die gute und konstruktive Zusammenarbeit im kürzlich abgeschlossenen Projekt spricht Muther allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön aus. Von externer Seite haben die Firmen Swietelsky AG Tiefbau Tirol/Vorarlberg und HTB Imst am Bau mitgewirkt. Erfreulicherweise konnten die anspruchsvollen Arbeiten im vorgesehenen Budget- und Zeitrahmen abgeschlossen werden. Letzteres gerade auch dank des anhaltenden Bilderbuchwetters im Herbst – denn darauf ist man in schwierigem Gelände auch bei bester Ausstattung angewiesen.