Agathe-Lingenhel
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Bio aus Liebe und Verantwortung

23.06.2022

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Agathe Lingenhel betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Karl und ihren Kindern Laura, Anna-Lena, Lisa und Kevin den Biohof Lingenhel in Doren in vierter Generation. 1999 wurde der Betrieb auf biologische Landwirtschaft umgestellt.

Warum sind Sie Biobäuerin geworden?

Ich hatte das Glück, auf einem Bauernhof in Riefensberg aufwachsen zu dürfen. Daher bin ich seit meiner Kindheit innigst mit der Landwirtschaft verbunden, auch wenn ich zunächst den Beruf der Damenschneiderin erlernt habe. Mein Mann und ich haben unseren jetzigen Hof in Doren, der damals ein konventioneller Heumilchbetrieb war, 1995 von seinen Eltern übernommen. 1999 haben wir aus innerer Überzeugung auf Bio umgestellt. Damit schwammen wir gegen den Strom und wurden als Einzelkämpfer von vielen nur belächelt.

Hier anhören: das komplette Podcast-Interview mit Agathe Lingenhel

Sie betreiben Kreislaufwirtschaft im Einklang mit der Natur, was heißt das?

Kreislaufwirtschaft gehört zu den wichtigsten Säulen der biologischen Landwirtschaft. Alles ist miteinander vernetzt: der Boden, die Pflanzen, die Tiere und die Nahrungsmittel, die daraus gemacht werden. Damit entsteht ein Kreislauf, bei dem möglichst viel selbst produziert und verwertet wird und wenig Abfall anfällt. Es gibt in der Landwirtschaft zwei Möglichkeiten: entweder immer schneller, höher und weiter – ohne Ende oder Ziel. Oder Wirtschaften mit dem, was die Natur uns bietet. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden. Durch unsere verschiedenen Standbeine können wir auch gut davon leben.

Wie groß ist Ihr Hof und wie ist er unterteilt?

Wir sind immer noch ein Heumilchbetrieb mit 23 Hektar Land und 7 Hektar Wald. Wichtig ist uns die Erhaltung von Kulturgut. Wir betreiben muttergebundene Aufzucht mit 25 Braunviehkühen, einer alten Rasse mit Hörnern. Auch Hochstammbäume sind uns ein Anliegen. Die reichen Ernten haben uns dazu gebracht, im Winter Schnaps zu brennen und schließlich mit unseren selbst erzeugten Produkten – zum Beispiel Milch, Joghurt, Topfen sowie Marmeladen, Sirups und Chutneys – einen Hofladen zu eröffnen. Eine Küche benötigten wir ohnehin, also kam uns der Gedanke, zusätzlich einen Seminarraum zu bauen, der neben Workshops auch Platz für Schulkassen oder Geburtstagsfeste bietet. Zur Nachhaltigkeit gehört bei uns auch, Menschen mit Beeinträchtigung zu integrieren. Sie helfen uns im Garten, in der Küche oder im Laden.

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Wie gehen Sie mit dem Thema Energie um?

Wir haben 2002 eine Photovoltaikanlage und 2006 auch eine Solaranlage installiert. Seit 2019 beziehen wir Vorarlberger Ökostrom. Geheizt wird mit Stückholz aus dem eigenen Wald. Unseren Warmwasserbedarf decken wir teilweise durch Wärmerückgewinnung von unseren Kühl- und Tiefkühlräumen. So können wir ungefähr die Hälfte unseres Energiebedarfs selbst erzeugen. Bei uns gibt es begrünte Dächer, die viel Wasser speichern, gut isolieren und Lebensraum für Pflanzen und Tiere sind. Außerdem haben wir ein Elektroauto mit einer eigenen Ladestation.

Sie wurden als Biolandwirt:in des Jahres 2019 ausgezeichnet. Was bedeutet das für Sie und welche Pläne gibt es für die Zukunft?

Das war ein Meilenstein für uns – die Bestätigung, auf dem „richtigen“ Weg zu sein. Es hat unserem Tun noch mehr Tiefe gegeben. Wir legen großen Wert darauf, ein zertifizierter Bio-Betrieb zu sein, der mindestens einmal pro Jahr kontrolliert wird. Inzwischen sind wir sogar auf dem Weg zum Demeter-Hof, einem Bioverband, für den weltweit die gleich strengen Richtlinien gelten. Sonst haben wir keine konkreten Pläne. Aus Erfahrung wissen wir, dass sich auch ohne unser Zutun immer wieder eine neue Tür öffnet.