Auch in Vorarlberg hat der Austausch der alten Stromzähler durch moderne Smart Meter begonnen. In einer Moscht & Riebel-Spezialfolge geht Christof Burtscher den wichtigsten Fragen rund um den intelligenten Stromzähler auf den Grund. Zu Gast sind die beiden Projektleiter bei vorarlberg netz, Alexander Giesinger und Gerald Lumpp. Hier die wichtigsten Antworten kurz zusammengefasst – außerdem: das komplette Gespräch zum Nachhören.
Was ist denn ein Smart Meter?
Gerald Lumpp: Ein Smart Meter ist ein digitaler Stromzähler, der den Stromverbrauch im Viertelstundentakt misst. Der Smart Meter ist das Tor zu mehr Transparenz, flexiblen Tarifen, aber auch gemeinschaftlichen Erzeugungsanlagen und Bürgerenergiegemeinschaften. Für uns ist es ein alternativloser Baustein zur Energiewende.
Was ist denn der große Unterschied zum bisherigen mechanischen Ferraris-Zähler?
Alexander Giesinger: Der alte Zähler mit seiner Drehplatte ist analog, in seinem Prinzip 100 Jahre alt und misst nur den Verbrauch. Mit dem neuen Zähler bereiten wir uns auf die Zukunft vor. Hier bietet sich der Vergleich mit dem Telefon an. Auch mit den alten Telefonen konnte man früher nur telefonieren. Mit den heutigen Smartphones haben wir ganz andere Möglichkeiten.
Warum sagen die EU und dann in Folge der österreichische Gesetzgeber, dass nun jeder Kunde einen Smart Meter bekommen soll?
Gerald Lumpp: Der Hintergrund ist die Energiewende: um CO2-neutral zu werden, müssen wir die Energiewirtschaft und vor allem die Erzeugung auf neue Beine stellen: da müssen wir schauen, dass wir den Verbrauch an die Erzeugung annähern. Diese Verlagerung schaffen wir über smarte Stromtarife – und das geht nur mit dem Smart Meter.
Mit welchen Aufgaben und Herausforderungen ist ein Netzbetreiber nun konfrontiert? Wie ist denn das Projekt organisiert?
Alexander Giesinger: Die Frage ist sehr umfänglich: Das beginnt mit relativ banalen Fragen, woher wir die Personalressourcen für den Tausch von 200.000 Zählern nehmen, über Fragen der Logistik und Lagerung bis hin zu komplexesten IT-Fragen. Es heißt also nicht einfach nur ein Kästchen gegen ein anderes zu tauschen, sondern das zieht in der Organisation einen ganzen Rattenschwanz an Aufgaben nach sich.
Wie läuft ein solcher Zählerwechsel ab? Was müssen die Kund:innen tun?
Alexander Giesinger: Zwei Wochen vor dem Tausch bekomme ich alle Informationen zugesandt und kann telefonisch oder online einen Wunschtermin vereinbaren. Wenn ich das nicht möchte, kommen unsere Monteur:innen bei Gelegenheit einfach vorbei. Der Tausch selber dauert nur rund 20 Minuten. Das Ganze ist natürlich kostenlos.
Welche Übertragungstechnik kommt dabei zum Einsatz?
Gerald Lumpp: Wir haben zwei Übertragungstechniken gewählt: zum einen Mobilfunk und zum anderen die sogenannte Powerline Communication. Hier wird die Information über das Niederspannungskabel übertragen. Überwiegend wird diese Technologie verwendet, nur bei größeren Distanzen kommt der Mobilfunkt zur Anwendung.
Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?
Gerald Lumpp: Hier müssen wir sehr strenge Datenschutzrichtlinien befolgen. Wir haben die gesetzliche Verpflichtung, dass wir die Daten bei uns behalten und niemandem weitergeben dürfen – eine Ausnahme ist natürlich der Stromlieferant zur Abrechnung. Zur IT Sicherheit: wir sind als gesamtes Unternehmen ISO 27001 zertifiziert, das ist die höchste Zertifizierung in diesem Bereich. Wir verschlüsseln die Datenverbindung zwischen den Zählern und unseren Systemen. Man hat damit noch nicht einmal in einer Trafostation die Möglichkeit, etwas abzugreifen. Erst in der Zentrale werden die Daten wieder entschlüsselt. Zudem werden keine persönlichen Daten wie Namen oder Adressen übermittelt. Die Datensicherheit hat das selbe Level wie im Bankenwesen.
Weitere Informationen zum Smart Meter
weiterWie sieht es mit der elektromagnetischen Belastung aus?
Gerald Lumpp: Diese Frage hören wir sehr oft. Es gibt eine repräsentative Studie von den unabhängigen Seibersdorf Laboratories. Dabei kam heraus, dass ein Smart Meter noch nicht einmal 1 Prozent der zulässigen Grenzwerte erreicht. Zum Vergleich: andere Geräte wie ein Kühlschrank, Fernseher oder die Kaffeemaschine erzeugen ein Vielfaches der Werte von einem Smart Meter.
Die Kund:innen bei vorarlberg netz haben beim Smart Meter nun unterschiedliche Konfigurationsmöglichkeiten: Welche sind das?
Alexander Giesinger: Wir unterscheiden hier den Smart Meter Standard, Smart Meter Plus und den Stromzähler light. Bei der Light-Version bleibt im Grunde alles so, wie es ist – mit dem einzigen Unterschied, dass der Zähler künftig einmal im Jahr automatisiert die Verbrauchsdaten zur Abrechnung an den Netzbetreiber schickt. In der Standard-Variante, die beim Einbau automatisch konfiguriert wird, erhält der Netzbetreiber einmal täglich einen Tageswert und stellt diesen dem Kunden auch über ein Netzportal zur Verfügung. Hier erhalten die Kund:innen schon sehr gute Möglichkeiten, ihren Verbrauch mit vorigen Zeiträumen zu vergleichen. In der Smart Meter Plus Variante werden Viertelstundenwerte übertragen. Damit können Stromfresser besonders gut identifiziert werden. Aus Sicherheitsgründen müssen die Kund:innen hier allerdings aktiv ihr Einverständnis geben.
Wie ist nun der Zeitplan für die Ausrollung?
Alexander Giesinger: Bisher haben wir und 15.000 Zähler ausgerollt, bis Ende des Jahres werden es rund 25.000 sein. Ab dem kommenden Jahr kommen dann rund 70.000 Zähler pro Jahr dazu, sodass wir bis Ende 2024 die erforderlichen 95 % Ausrollungsquote geschafft haben sollten. Die Ausrollung erfolgt nicht einfach von Nord nach Süd oder von Gemeinde zu Gemeinde, da wir sehr viele Faktoren wie Abrechnungsstichtage, Eichtermine, Erreichbarkeit etc. berücksichtigen müssen.
Was passiert denn mit den alten Stromzählern?
Alexander Giesinger: die Zähler werden dem Recycling zugeführt und wiederverwertet. Das Geld, das wir für die Entsorgung aufgrund der wertigen Metalle erhalten, werden wir nicht behalten, sondern einem sozialen Zweck zuführen. Somit haben wir nicht nur eine umwelt- sondern auch noch eine soziale Komponente. Und wenn wir schon bei Umwelt sind: unsere Monteure sind im urbanen Raum sogar mit Rädern und Lastenanhängern unterwegs. So sind wir nicht nur schnell, sondern tun gleichzeitig noch etwas für Gesundheit und Fitness.